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Reisebericht Andalusien 2010

Andalusien – wo Spanien am schönsten ist (mit oder ohne Rad)

Landscape

..........weiter von Home ....einem Transportschaden noch reparieren, Peter H. ist aufgrund einer Knieverletzung ohne Rad angereist, will sich aber die grandiose Region nicht entgehen lassen und fungiert zudem als Fahrer und Fotograf.

Da wir hier auf eigene Faust unterwegs sind, werden viel mehr entdecken als nur die üblichen touristischen Klischees. Am ersten Tag hat MO, der hier schon zahlreiche Trainingslager verbracht hat, eine Einrollrunde von 85 km mit knapp 1.250 Hm vorgesehen, die uns vom Basiscamp über Algar nach Arcos de la Frontera führt. Die weite Landschaft ist geprägt von hellblauen Stauseen, grünen Viehweiden und sandigen Hügeln, auf den sauber aufgereiht die abgeernteten Olivenbäume stehen. Kein Auto, keinen Menschen bekommen wir zu Gesicht, dafür stehen plötzlich und unerwartet Ziegen oder Schafe auf der Straße. Während wir in Arcos die bis zu 24 %-ige Rampe zum Ortskern erklimmen, hat es sich Peter schon in einen der vielen Bodegas unter schattigen Zitronenbäumen mit gebratenem Schwertfisch, patatas bravas und cerveza gemütlich gemacht. Sehr vernünftig.
Jetzt im Oktober zeigt das Thermometer in Andalusien morgens schon Temperaturen unter 10 Grad, mittags klettert das Quecksilber aber noch auf 20 und sogar 30 Grad. Abends genießen wir bei angenehmen 15 bis 20 Grad in den Tapas-Bars die Köstlichkeiten der Region und lassen uns vom sorglosen Dorfleben berauschen. Welch ein Unterschied zu den kalten Monaten in Deutschland, wo der Herbst langsam dem Winter Platz macht.
Am nächsten Tag warten 127 km mit knapp 2.250 Hm auf uns. Schon zu Beginn der Tour wird mir schnell klar: ‚kurz und flach‘ gibt’s hier nicht. Nicht in dieser Region und nicht mit MO. Es geht über San José del Valle über Alcalá de los Gazules Richtung Ubrique. MO enteilt mir auf den einsamen Straßen im schnellen Wiegetritt. Viele Hügel weiter sehe ich ihn, während er sich die Rampen, die von Olivenhainen und Korkeichenwäldern gesäumt sind, zügig hochschraubt. Während mir Schweiß und Sonnencreme in die Augen rinnt, genieße ich dennoch in Ruhe die Sinneseindrücke: blühender Oleander, Düfte von Honig und Kiefern, hier und da thront in der menschenleeren Gegend die Hazienda eines Rinderbarons auf einem Hügel. Weit in der Ferne liegen in den Tälern die weißen Dörfer Andalusiens. Die Stille ringsherum ist herrlich. Auf einer einsamen Abfahrt steht plötzlich ein herrenloser Hund mitten auf der Fahrbahn. Bei knapp 70 km/h bergab entscheide ich mich für die linke Seite, der Hund für die rechte. Glück gehabt.
die Strecke

Tag 3 beschenkt uns mit einigen der schönsten Perlen dieser zauberhaften Region. Nachdem wir uns morgens mit Mojetes, tostadas, café con leche und Orangensaft gestärkt haben, geht es über Prado del Rey in Richtung Grazalema, das sich hinter der 1.357 Meter hohen Puerto de las Palomas an einen Berghang schmiegt. Kurz vor Zahara, einer alten maurische Festung, verdunkelt sich aber erst mal der Himmel. Nicht wegen Regenwolken, sondern wegen einer satten Steigung, die sich uns in den Weg stellt. Diese Mörder-Rampe, die MO liebestoll und entrückt als Himmelsleiter bezeichnet, zieht Dir wahrhaftig die Falten aus dem Sack. Hier ging’s nur im Wiegetritt hoch. Mit Christophs bester Übersetzung 39 x 23 recht unangenehm. In Grazalema angekommen, erholen wir uns in einer charmanten Bodega. Viele kleine tapas und einige Biere zieren den Tisch. Das Leben ist doch schön.

Am Donnerstag fährt uns Peter freundlicherweise zunächst mit dem Auto bis nach Ronda, wo uns sogleich die Puerto del Viento mit 1.190 Metern über NN erwartet. Eine nicht allzu steile, aber lange, unangenehme Rampe, die durch eine karge, von grau-braunen Felsen geprägte Landschaft der Sierra de las nieves führt. MO ist schon wieder oben, während ich langsam hochschleiche und rechts und links noch einige Fotos schieße. Am Himmel kreisen Raubvögel. Wahrscheinlich Geier, die auf leichte Beute lauern. Tatsächlich beherbergt Andalusien Europas größte Kolonie an Mönchsgeiern mit einer Flügelspannweite von bis zu 3 Metern! Hinter dem Pass säumen bizarre Felslandschaften und dunkle Wälder den Weg hinunter nach El Burgo. Die Straße windet sich durch  weitläufige Rinderweiden und dichte Olivenhaine, öffnet hier und da den Blick in die weite Ebene, bevor sich vor uns plötzlich ein hammermäßiger Abgrund auftut. MO’s Hochgeschwindigkeitsstrecke, auf der er sich im Vorjahr mit 106.3 km/h wie ein Falke ins Tal gestürzt hat. Wenn man hier über den Lenker geht, wird man in dieser gottverlassenen Gegend frühestens nach drei Monaten (per Zufall) von einem Ziegenhirten gefunden. Oder vorher lustig von den Aasgeiern seziert. Egal, Augen zu und runter. Das Ding ist so steil, dass bremsen überhaupt keinen Sinn macht und auch gar nichts bewirkt. Also laufen lassen. Zwischendurch bei ca. 90 km/h plötzlich noch ein Schotterfeld, dann sind wir auch schon in Serrato und schrauben uns wieder nach Cañete la Real hoch. Der Himmel ist knallblau, das Thermometer zeigt knapp unter 30 Grad, die Trinkflaschen sind leer und der Dorfbrunnen ist versiegt. Also mit hängender Zunge weiterfahren. In Setenil de las Bodegas angekommen, ist alle Pein (vorerst) vergessen, als wir uns in einer hübschen Bodega mit regionalen Köstlichkeiten stärken. Das zauberhafte, weiße Dorf duckt sich in die beige Felslandschaft. Vor allem im Ortskern findet man viele Häuser, hinein gebaut in die steilen Felswände, die einst durch den Río Guadalporcún ausgehöhlt wurden. Dabei dienen die überhängenden Felsen oft als Hausdächer, wodurch das Dorf unterirdisch angelegt erscheint. Der Name der Ortschaft ist lateinischen Ursprungs und bedeutet ‚Sieben Mal Nichts‘. Dies stammt aus der Zeit der Reconquista (Rückeroberung) des maurischen Spanien durch die katholischen Könige. Besonders die Gegend um Setenil war Jahrhunderte lang umkämpftes Grenzgebiet zwischen Mauren und Christen, und erst nach dem siebten Anlauf fiel die Ortschaft im Jahr 1485 zurück in christliche Hand. Dass sich ‚Sieben Mal Nichts‘ kaum auf die Rampen und Höhenmeter der hügeligen Region beziehen kann, versteht sich von selbst. Zumindest meine Beine sind bleischwer.
Biker..

Freitag. Es gibt einen Gott. Wir gewähren uns einen Ruhetag. Am Samstagmorgen haben schon die Radsportklamotten an, aber gegen 10 Uhr setzt wieder leichter Regen ein, so dass wir uns entschließen, gemeinsam Sevilla zu Fuß zu erkunden. Was für eine pulsierende, schillernde Stadt, nach all den menschenleeren, verkehrsfreien aber auch strapaziösen Kilometern der letzten Tage.

Strasse

Sonntags lässt der Regen nach, aber dafür bläst ein starker Wind vom Atlantik auf unserer letzten Runde, die uns noch einmal von El Bosque über Algar bis an Arcos de la Frontera heranführt. Insgesamt stehen 511 km und mühevolle 9.500 Hm auf der Uhr, aber besonders eine Vielzahl an nachhaltigen Eindrücken, die wir auf unseren Touren gewinnen konnten. Denn die Vielfalt der Region ist einzigartig und abwechslungsreich. Die Landschaft reizt mit schroffen Bergen und weiten Ebenen auf denen im Spätsommer die Baumwollfelder blühen. Dazu Sandwüsten, ausgedehnte Stauseen und vorgeschichtliche Ausgrabungsstätten, römische Amphitheater, eine Vielzahl von Stierkampfarenen, maurischen Burgen und malerische, weiße Dörfer. Beeindruckend sind die Denkmäler arabischer und okzidentaler Baukunst. Eine Region, die Radsportler, Wanderer, Gourmets und Genießer gleichermaßen in ihren Bann zieht.

Am Montag fahren wir mit gepackten Koffern auf dem Weg zum Flughafen noch einmal eine letzte Runde durch die Landschaft. Per Zufall landen wir in Coripe in einer Tapas-Bar, die von einem radsportverrückten Spanier geführt wird. Überall an den Wänden hängen Bilder der Tour de France und der Vuelta, zahlreiche Radsportzeitschriften liegen herum. Nachdem wir einige köstliche Tapas verzehrt haben, zeigt er uns im Hinterzimmer begeistert sein FOCUS-Rad (natürlich mit Kompaktkurbel). Was für ein nettes Highlight zum Abschluss unserer Andalusien-Tour 2010!

 

05.11.2010 (Bild und Text: CB)

 

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